Samstag, 2. November 2019

Nur 160 Seiten? - Rezension


Briefe aus Kensington

Von Barbara Strohmenger

Erst dachte ich: Nur 160 Seiten? Das ist doch viel zu kurz für einen Roman, der soll doch mindestens 500 Seiten in miniwinziger Taschenbuchschrift enthalten. Aber das sind dann die Romane, die ich fast überfliege, oft nur einen Satz pro Seite lese. Aber bei diesen 160 Seiten lohnt es sich, jeden Satz zu lesen. Es ist ein ernstes Buch durch seine Themen. Es ist genauso ein politisches Buch wie ein Liebesroman wie auch die Beschreibung, wie eine junge Frau zum christlichen Glauben kommt. Sie kommt zum Glauben nicht wegen extremer persönlicher Erfahrungen, sondern weil sie sich in einer bestimmten Lebenssituation von der Botschaft ansprechen lässt. Sie kommt zum Glauben wegen der Kernbotschaften der Bibel durch Anregung von Freunden. Sie lässt sich auf das Wagnis des Glaubens ein - gestärkt durch die sich vertiefenden Beziehungen zu ihrem neuen Freundeskreis. Ich bin kein Fan von Liebesromanen, in denen Liebe mit Verliebtheit verwechselt wird und romantische Liebe  um Verliebtheit verkürzt wird. Aber in guten Krimis, die ich lese, ist es eben dann oft die sich entwickelnde Liebes- und Freundschaftsbeziehung, die mich mehr interessiert als die Krimihandlung. Krimis lese ich gerne wegen des Spannungsbogens.

In diesem Buch bietet  das Rätsel um den Absender der Briefe den Spannungsbogen, obwohl für mich als Leserin bald klar ist, wer von den bisher eingeführten Personen in die engere Wahl kommt, weil über ihn sowohl Sonja als auch die Leserin mehr erfahren als über die anderen neuen Freunde. Aber vielleicht ist der Absender jemand, den die Leserin noch nicht kennt? Vielleicht jemand aus Sonjas Vergangenheit? Aber bald wird klar, dass der Absender ihre gegenwärtige Situation kennt. Es wird klar, dass der Stil der Briefe zu einem der neuen Freunde am besten passt. Es wird außerdem deutlich, dass obwohl Sonja nicht weiß, wer der Absender der Briefe ist, sie eine besondere Freundschaft zu ihm entwickelt. Aber das diese besondere Freundschaft schon Liebe ist? Das Vertrauen in eine gemeinsame Zukunft ist auf beiden Seiten da. Sie haben eine gemeinsame Grundlage, gehen beide auf die Interessen des jeweils anderen ein, bewundern einander, sorgen sich umeinander und unterstützen sich. Wenn sie sich lieben und nicht nur verliebt sind, ist es auch gut, dass sie heiraten. Sie verloben sich, wünschen sich Sex miteinander, aber wollen bis zur Heirat warten.  Sie wollen einander vertrauen, dass es gut sein wird, in ihrer Ehe miteinander zu schlafen.  Ehe ist immer ein Wagnis, wenn es um mehr geht, als für einige Jahre eine schöne Zeit miteinander zu verbringen oder nur nicht alleine zu sein.

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